Hersfelder Kreisbahn

Die erste Fahrt

Leider konnte die Eröffnungsfeier an dem geplanten Tage nicht stattfinden. Durch Hochwasser war es an einigen Stellen zu Schäden am Bahnkörper bei Sorga und Schenklengsfeld gekommen. Die Feier wurde zunächst auf den 20. September 1912, dann auf den 26. September 1912 festgelegt. Dann endlich erfolgte die erste Fahrt. Die Hersfelder Zeitung berichtete darüber in ihrer Ausgabe vom 28.09.1912: “Ein Festtag für die Gemeinden des Landecker Amtes war der gestrige Donnerstag. Mit der feierlichen Eröffnung der Kreisbahn Hersfeld – Heimboldshausen sind die lange gehegten Wünsche der im östlichen Teil des Kreises gelegenen Ortschaften nach einer guten Verbindung zur Kreishauptstadt erfüllt“. Wohl nahezu 200 geladene Gäste nahmen an der um 10:45 Uhr beginnenden Eröffnungsfahrt teil. Regierung und Eisenbahnbehörde hatten zu der Feier ihre Vertreter entsandt. Die Herren Landräte der benachbarten Kreise Hünfeld und Rotenburg waren gleichfalls erschienen. Die Stadt Hersfeld war vertreten durch Herrn Stadtrat Auel, sowie mehrere Mitglieder des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung. Weiter nahmen teil die Mitglieder des Kreisausschusses, Vertreter der Militär- und Zivilbehörden, der Industrie, des Handels und aller Erwerbsstände von Stadt und Kreis Hersfeld.
Pünktlich um 10:45 Uhr setzte sich der Festzug, dessen beiden Maschinen „Hersfeld“ und „Landecker“ Fahnenschmuck trugen, unter den Klängen eines von der Otterschen Kapelle gespielten flotten Marsches in Bewegung, jubelnd begrüßt von einer frohgestimmten Menge, die längs der Gleise Aufstellung genommen hatte. Die erste Station war Sorga. Dort hatte die Schuljugend Aufstellung genommen, um unter Leitung von Herrn Hauptlehrer Hahn den Zug mit einer Festhymne zu begrüßen. Herr Pfarrer Scheffer nahm hier das Wort um den Erbauern der Bahn den Dank der Gemeinde Sorga für deren Herstellung zum Ausdruck zu bringen.

Seine Dankesworte galten insbesondere Herrn Landrat von Grunelius, der sich durch keine Schwierigkeiten habe zurückschrecken lassen und sich ein Denkmal geschaffen habe, das dauernder sei als Erz. Namens der Gemeinde Sorga und der Gemeinden des Solztales brachte er ein Hoch auf die Kreisvertretung aus, in das die Festteilnehmer begeistert einstimmten.
Herr Landrat von Grunelius dankte dem Redner und den aus Sorga und Umgebung erschienenen Bewohnern für den der Bahn bereiteten freundlichen Empfang. Eine Genugtuung sei es ihm, daß der Wunsch der Bewohner des Solztales nach einer Bahnverbindung nach Hersfeld erfüllt sei, die dem ganzen Kreis zum Segen gereichen würde. Unter den munteren Weisen des Trommler- und Pfeiferkorps der Sorgaer Schule setzte sich der Zug wieder in Bewegung, um die nächste Staion, Malkomes zu erreichen. Malkomes tat sich besonders hervor durch festlichen Schmuck seines Bahnhofs und durch die reizenden Volkstrachten seiner jungen Mädchen. In tiefempfundenen Worten brachte Herr Lehrer Übel die Gefühle der Bevölkerung zum Ausdruck, die mit Vollendung des Bahnbaues lange gehegte Wünsche erfüllt sehe. Sein Hoch galt Herrn Landrat von Grunelius, der dem Herrn Redner und den Bewohnern von Malkomes herzlich für die Begrüßung dankte. In Schenksolz, dem nächsten Haltepunkt, sprach namens der Gemeindevertretung Herr Bürgermeister Schneider und gab der Freude der Bevölkerung über die endlich geschaffene Verbindung mit der Stadt Hersfeld Ausdruck.Den Mittelpunkt der Feier bildete Schenklengsfeld. Hier hatten ebenfalls Gemeindevertretung und Vereine, der Kriegerverein mit präsentiertem Gewehr, Aufstellung genommen, um die Festteilnehmer und den Festzug mit einer dreifachen Salve zu begrüßen.

Einer kurzen Ansprache des Bürgermeisters Rüger ließ Pfarrer Schenk eine ausführliche Schilderung der Verkehrsverhältnisse folgen, die in den Jahren vor Eröffnung der Bahn viel zu wünschen übrig ließen. Das eifrige Wirken und Schaffen von Kreisbehörde, Gemeinde und Bevölkerung habe seinen Erfolg aber in erster Linie der auf Erhaltung des Friedens gerichteten Regierung unseres Kaisers zu danken.

Dem Friedenskaiser galt dann auch das von dem Herrn Redner ausgebrachte und von der Versammlung begeistert aufgenommene Hoch.
Herr Landrat von Grunelius hob in seinen Dankesworten die Opferwilligkeit der Gemeinde Schenklengsfeld anerkennend hervor, die allein zu den Grunderwerbskosten der Bahn 50.000 Mark beigetragen habe und noch weitere, nicht unerhebliche Mittel für den Bau einer Zufahrtsstraße zur Bahn zu beschaffen habe.
Mit einem Hoch auf Schenklengsfeld und das Landecker Amt schloß der Landrat seine von dem Wunsch auf gedeihliche Entwicklung des Verkehrs auf der Bahn geleiteten Worte. Auch der Vorsitzende des Kriegervereins Schenklengsfeld, Herr Höfer, wußte in launiger Weise die Zustände in Schenklengsfeld vor dem Bahnbau in einigen humorvollen Versen zu schildern.
Der Gesangverein, die Schulen und die Schenklengsfelder Kapelle trugen ihren Teil zum guten Gelingen des festlichen Empfangs auf dem Schenklengsfelder Bahnhof bei. In den Räumen des Bahnhofs wurde den Festteilnehmern ein von der Kreisverwaltung gegebenes Frühstück, von dem Bahnhofswirt Herrn Geheb schmackhaft zubereitet, vorgesetzt.

Unterdeß konnte die Bevölkerung den Zug besichtigen und war voll des Lobes über die schön eingerichteten neuen Wagen. Ehe die Fahrt von Schenklengsfeld fortgesetzt wurde, überraschte noch Herr Conrad Schüler, ein in Kassel wohnender Schenklengsfelder, seine Landsleute und die Festteilnehmer mit einem schwungvollen, selbstverfassten Gedicht, das Vorgeschichte und Geschichte des Bahnbaues schilderte und von den Zuhörern beifällig aufgenommen wurde. Weiter ging nun die Reise nach Wehrshausen, wo Herr Bürgermeister Rüger mit der Gemeindevertretung und Herr Lehrer Horn mit der Schuljugend dem „schwarzen Roß“ ihren Gruß entboten. Wehrshausen ist die höchstgelegene Gemeinde der Bahn. Der Verkehr von und nach dort war früher besonders schwierig. Die neue Bahn bringe auch hier, wie Landrat von Grunelius auf die Ansprache des Herrn Bürgermeisters betonte, die ersehnte Verkehrsverbesserung und die Möglichkeit zum wirtschaftlichen Aufschwung. In Ransbach empfing Herr Pfarrer Nolte den Festzug mit festlicher Ansprache, in der er allen am Bahnbau Beteiligten dankte in der Hoffnung, dass die an der Bahn liegenden Orte den von ihr ersehnten Gewinn in ethischer, kultureller und materieller Hinsicht erlangen möchten. Unter der Leitung von Herrn Kantor Horn brachten Schulkinder mehrere unserer schönsten hessischen Volkslieder zum Vortrag. Der Herr Bürgermeister und der Kriegsvereinsvorsitzende Scheer ließen Herrn Landrat von Grunelius hochleben, zu dessen Ehren die Gewehrsektion des Vereins eine dreifache Salve abfeuerte. Dann ging es unter den Klängen der Ransbacher Kapelle weiter zum Endpunkt  der Bahn nach Heimboldshausen, wo Herr Pfarrer Heßler von Philippsthal die Festansprache übernommen hatte, in der er in humorvoller Weise eine Schilderung der an die neue Bahn geknüpften Hoffnungen gab. Natürlich hatten sich auch hier Gemeindevertretung, Bevölkerung und Schule in großer Zahl eingefunden, um ihren Teil zur Verschönerung der Feier beizutragen. Nach etwa halbstündigem Aufenthalt wurde die Rückfahrt nach Hersfeld angetreten, wo die Festteilnehmer um 4:30 Uhr nachmittags wieder eintrafen. In dem Saale des „Hotels Stern“ fand ein Festessen statt, an dem sich ca. 180 Herren beteiligten und in dessen Verlauf die teilnehmenden Vertreter des Herr Reg. Präsidenten, des Landeshauptmanns, der Eisenbahndirektion Erfurt und Kassel, der Postverwaltung und der Stadt Hersfeld ihre Grüße und guten Wünsche überbrachten und mit einem Hoch auf den Kaiser und die Erbauer der Bahn schlossen.

Alle Sprecher hoben lobend hervor, daß die Bahn tadellos gebaut wurde und die Bahnhofsgebäude gut den ländlichen Verhältnissen angepaßt seien.
Für die beim Bahnbau beteiligten Arbeiter stand am Abend der Eröffnungsfeier in der Gastwirtschaft Sander in Hersfeld ein herrlich gedeckter Tisch bereit. Auch hier kam allgemein die Befriedigung über das Erreichte zum Ausdruck. Ärger gab es natürlich auch. Infolge der Terminverschiebungen mussten viele der geladenen prominenten Ehrengäste absagen, andere, wie einige jüdische Bürger beklagten sich, weil sie nicht zur Teilnahme eingeladen worden waren. Es sei ein schreiendes Unrecht, beschwerten sich die Schenklengsfelder Juden, sie von der Eröffnungsfeier auszuschließen, obwohl sie 3/4 der Gemeindesteuern aufbrächten den Löwenanteil an den Gemeindelasten durch den Bahnbau trügen und die Rentabilität der Bahn von ihrer Geschäftstüchtigkeit abhinge.

Und der Kreisvorsteher der israelitischen Gemeinden des Kreises Hersfeld, Jakob Hahn, schrieb an Landrat von Grunelius: „Es hat hierorts Befremden erregt, daß der Unterzeichnete keine Einladung zur Teilnahme an der Eröffnungsfeier der Kreisbahn erhalten hat. Nachdem die verschiedensten Behörden direkt eingeladen wurden, bitte ich um gefälligste Aufklärung, warum dies bei dem Unterzeichneten unterblieben ist.“
Die Antwort des durch den Bahnbau arg geschlauchten Landrats lautete: „Weil nicht genug Platz vorhanden, nicht aus besonderer Absicht“.
Nun, für einen Vertreter des jüdischen Bevölkerungsteils und auch wohl der beim Bau beschäftigten Arbeiter wäre sicher ein Platz als Ehrengast im Festzug und auch beim Festessen im „Hotel Stern“ frei gewesen.

Schon bevor der erste Zug in Bewegung gesetzt werden konnte, gab es in der „Hersfelder Zeitung“ folgende Berichte:

1904
Hersfeld, 10.Mai. Heute traf das Kommando des 3. Eisenbahnregiments in Schöneberg, welches sich in der letzten Zeit mit der Vermessung des für die projektierte Bahn Hersfeld – Heimboldshausen in Betracht kommenden Terrains beschäftigt und seine Arbeiten jetzt beendet hat, wieder hier ein. Das aus 4 Offizieren, 6 Unteroffizieren und 24 Mann bestehende Kommando wird hier Quartier beziehen und voraussichtlich am Donnerstag die Rückreise antreten.
Hersfeld, 9. August. Mit der Ausführung der Vermessungsarbeiten für eine Nebenbahn Hersfeld – Heimboldshausen soll in Kürze begonnen werden. Das Landratsamt ersucht die beteiligten Grundbesitzer, den Vermessungsbeamten beim Betreten der in Betracht kommenden Grundstücke keinerlei Schwierigkeiten zu bereiten. Die Vermessungsarbeiten erstrecken sich auf die Gemarkung der Gemeinden Sorga, Malkomes, Schenksolz, Lampertsfeld, Schenklengsfeld, Oberlengsfeld, Wehrshausen, Ransbach, Ausbach Röhrigshof mit Nippe und Heimboldshausen. Wie wir von privater Seite erfahren, soll eine Firma aus Hannover schon in voriger Woche Vermessungen an der Strecke haben vornehmen lassen.

Hersfeld, 10. Oktober. In der am 8. des Monats stattgefundenen Kreistagssitzung stand als letzter Punkt die Beschlussfassung über die Stellungnahme des Kreises Hersfeld zu der in Aussicht zu nehmenden Projektbearbeitung bezüglich des Baues einer normalspurigen Kleinbahn von Hersfeld nach Heimboldshausen nach Maßgabe der Erörterungen des Herr Landes- und Geheimen Baurats Stiehl in Kassel auf der Tagesordnung. Nach längerer Diskussion über diesen Gegenstand wurde auf Vorschlag des Herrn Vorsitzenden, des Königlichen Landrats Geheimen Regierungsrats Freiherrn von Schleinitz, einstimmig beschlossen, den Herrn Landes- und Geheimen Baurat Stiehl in Kassel mit der Anfertigung zweier genereller Projekte zu beauftragen. Und zwar soll sich das eine auf die Strecke: Hersfeld – Schenklengsfeld – Friedewald – Heimboldshausen beziehen. Die dadurch entstehenden Kosten, sofern dieselben den durch den Kreishaushaltsetat für das Jahr 1./4. 1904/05 bereits genehmigten Betrag übersteigen sollten, wurden bewilligt. Ferner gelangten folgende Anträge des Herrn Bürgermeisters Strauß in Hersfeld zur einstimmigen Annahme: 1. Bei der Königlichen Staatsregierung zunächst darüber vorstellig zu werden, ob sich dieselbe zur Beteiligung an dem Unternehmen mit der Hälfte der Kosten in Aktien, sowie zur demnächstigen Übernahme des Betriebes und zur Einleitung der Bahn in die anschließenden Staatsbahnhöfe bereit erklärt. 2. bei dem Kommunallandtag des Regierungsbezirks Kassel in Kassel anzufragen, ob nicht derselbe zur Beteiligung an dem Unternehmen mit einem Drittel der Kosten, ebenfalls in Aktien, bereit sei. 3. die in Betracht kommenden Gemeinden zunächst in bindender Form darüber zu hören, ob und wie hoch sich dieselben an den entstehenden Kosten, gleichfalls in Aktien, beteiligen wollen.

1905
Hersfeld, 23. Dezember. Der Kreistag bewilligte für das Eisenbahnprojekt Hersfeld – Heimboldshausen einen Betrag von 20.000 Mark. Bekanntlich ist seinerzeit durch Herrn Geheimen Landesbaurat Stiehl-Cassel ein generelles Projekt Hersfeld – Schenklengsfeld – Ransbach – Schwerzelsgrund – Heimboldshausen ausgearbeitet worden. Auch war der genannte Herr mit Ausarbeitung eines weiteren Projektes Hersfeld – Schenklengsfeld – Friedewald – Sterkelsbachgrund – Heimboldshausen beauftragt worden, letzteres ist aber noch nicht ausgearbeitet. Man war nun der Ansicht, dass nur das erstgenannte Projekt (mit eventuell späterer Herstellung einer Stichbahn nach Friedewald) in Betracht kommen könne, da es von beiden das kürzere und infolgedessen auch das billigste sei. Man beschloss deshalb, Herrn Landesbaurat Stiehl mit der speziellen Ausarbeitung desselben zu betrauen und bewilligte die erforderlichen Kosten in Höhe von etwa 12.000 Mark. Die Bearbeitung des in zweiter Linie in Betracht kommenden Projektes soll vorläufig zurückgestellt werden.

1906
Hersfeld, 25. August. Die Einführung der projektierten Bahnlinie Hersfeld – Heimboldshausen in den hiesigen Bahnhof hat die Genehmigung des Herrn Ministers gefunden.
Heimboldshausen, 13. März. Das Projekt über die Kleinbahn Hersfeld – Heimboldshausen scheint immer mehr näher seiner Verwirklichung entgegen zu gehen. Der Entwurf der Einmündung der genannten Bahn in den Bahnhof Hersfeld liegt vom 12. Bis 15 März im Rathaus zu Hersfeld zur Einsicht für jedermann offen, um Interessenten, welche Einwendungen gegen das Projekt zu machen haben, hierzu Gelegenheit zu bieten.

1907
Hersfeld, 28. März. Der Kreistag bewilligte weitere 15.000 Mark für Erwerbung von Grundeigentum zur Einführung der geplanten Eisenbahn Hersfeld – Heimboldshausen in den Bahnhof hier. Die zwischen der Eisenbahndirektion Frankfurt und dem Kreisausschuss in dieser Sache entstandenen Schwierigkeiten sind durch mündliche Verhandlungen in Frankfurt behoben worden, so dass die Arbeiten zum Bahnbau, die die Direktion für Rechnung des Kreises ausführt, keine Unterbrechung erleiden.

1912
Heimboldshausen, 25. März. Die Eisenbahnstrecke Hersfeld – Schenklengsfeld – Heimboldshausen ist soweit fertiggestellt, dass mit dem Oberbau begonnen worden ist. Die erforderlichen Arbeiten sind an den Mindestfordernden Schachtmeister Fränzel in Fulda vergeben worden. Voraussichtlich wird die Eisenbahnstrecke am 1. Oktober dieses Jahres dem Verkehr übergeben werden.

Heimboldshausen, 29. April. Bei der am vergangenen Sonnabend im Hersfeld stattgefundenen Kreistags-Sitzung gab der Kreistag zu dem Voranschlag über den Betrieb der Kleinbahn Hersfeld – Heimboldshausen seine Zustimmung und genehmigte eine Gehaltsordnung für das Betriebspersonal. Der Voranschlag sieht eine Einnahme von 125.300 Mark vor und zwar 67.600 aus dem Personen- und Gepäckverkehr und 54.400 aus dem Güter- und Viehverkehr. Der Rest setzt sich aus kleineren Einnahmen zusammen. Die Einnahmen sind schätzungsweise nach Berechnungen der Königlichen Eisenbahndirektion Erfurt gewonnen worden und sind mit Mindestsätzen eingestellt. Die Ausgabe beträgt 100.730 Mark, so dass ein Überschuss von 24.570 Mark verbleibt.

An Personal für die Kreisbahn sind vorgesehen: ein Betriebsleiter und ein Stationsassistent in Hersfeld, ferner auch für die Station Schenklengsfeld ein Stationsvorsteher, ein Stationsgehilfe, 2 Zugführer, 2 Hilfszugführer, 1 Oberlokomotivführer, 2 Lokomotivführer und ein Bahnaufseher (Bahnmeister). Außerdem werden noch 2 Stationsarbeiter, 2 geprüfte Heizer und ein Hilfsheizer angestellt. Die Stationen Sorga, Malkomes und Ransbach erhalten Agenten, werden also im Nebenamt verwaltet. Zur Bauunterhaltung werden 2 Rotten mit je 7 Arbeitern gebildet.
Ferner sind noch ein Schlosser und ein Nachtheizer nötig. Der Betrieb der Kreisbahn wird von Schenklengsfeld aus erfolgen, indem morgens je ein Zug nach Hersfeld und einer nach Heimboldshausen abgeht.
Heimboldshausen, 14. Mai. Auf der Strecke Heimboldshausen – Ransbach ist der Oberbau der Eisenbahnlinie Heimboldshausen – Hersfeld nahezu vollendet. Die Eröffnung der ganzen Eisenbahnlinie dürfte voraussichtlich am 1. Oktober dieses Jahres erfolgen.
Heimboldshausen, 20. August. Für die in der ersten Hälfte des Septembers zur Eröffnung kommende neue Hersfelder Kreisbahn von Hersfeld nach Heimboldshausen ist der Fahrplan festgelegt worden: Alle auf der Strecke verkehrenden Züge führen zweiter und dritter Klasse.

Heimboldshausen, 20. August. Die Arbeiten an der Strecke Heimboldshausen – Hersfeld gehen ihrer Vollendung entgegen. Als Tag der Einweihung ist Sonnabend, der 31. August dieses Jahres festgesetzt worden.

Heimboldshausen, 26. August. Die behördliche Abnahme der Strecke Hersfeld – Heimboldshausen hat am Sonnabend durch den Königlichen Landrat stattgefunden. Die Strecke ist 26 Kilometer lang. Sie verbindet die Eisenbahnlinie Eisenach – Bebra – Fulda – Frankfurt mit der Linie Gerstungen – Vacha – Salzungen und daher auch mit der Werrabahn. An der neuen Strecke liegen die Stationen Hersfeld, Sorga, Malkomes, Schenksolz, Schenklengsfeld, Wehrshausen, Ransbach und Heimboldshausen. Die neue Bahn dient hauptsächlich den Verkehrsinteressen der im mittleren Werratal so aufblühenden Kaliindustrie. Das nach den westlichen Richtungen zum Versand gelangende Kali kann dann auf direktem Wege nach der Frankfurter Linie geleitet werden und braucht nicht mehr auf dem Umweg über Gerstungen – Bebra befördert zu werden. Die Eröffnung der Linie soll am 16. September erfolgen.

Heimboldshausen, 7. September. Mit Wirkung vom 12. September 1912, dem Tage der Betriebseröffnung, übernimmt die Betriebsleitung der Hersfelder Kreisbahn die Beförderung von Personen, Reisegepäck, Expressgut, Leichen, lebenden Tieren und Gütern auf Grund der allgemeinen Bestimmungen des deutschen Eisenbahn-, Personen- und Gepäcktarifs Teil I und des deutschen Eisenbahn-Gütertarifs Teil I, soweit diese Bestimmungen nicht durch den besonderen Tarif der Hersfelder Kreisbahn (Teil III) aufgehoben, abgeändert oder ergänzt werden. Über die Beförderungspreise geben die Betriebsleitung und die Stationen der Hersfelder Kreisbahn Auskunft.


Bild: Kaspar Kurz – Lokomotivführer 1. Kreisbahnzug am 26. September 1912
* 24.12.1886 Immichenhain † 8. 3.1972 Bad Hersfeld

Personen- und Kraftverkehr

Beim Bahn- wie auch beim Kraftverkehr kam es auch zu Unfällen. So ereignete sich am 23.06.1956 am unbeschrankten Feldwegübergang bei Wehrshausen ein Zusammenstoß eines Güterzuges mit dem Traktor des Landwirts Joh. M. aus Wehrshausen. Dabei wurde der Schlepperfahrer mit Frau Maria und Sohn Achim tödlich verletzt. Im gleichen Jahr wurde am Straßenübergang Oberlengsfeld-Wehrshausen ein PKW von einem Güterzug erfasst und beide Insassen schwer verletzt.
Bei einem Zusammenstoß eines Güterzuges mit einem amerikanischen PKW bei Bad Hersfeld, wurde am 21.06.1958 ein amerikanischer Soldat tödlich, seine Frau schwer verletzt. Nachdem schon am 01.07.1961 bei Sorga ein Triebwagen gegen eine Holzschneidemaschine gefahren war, prallten am 18.11.1961 gegen 15:30 Uhr zwei Triebwagen (Schienenomnibusse) auf dem Bahnhof Sorga frontal zusammen. Der Zugführer Otto L. starb an den Folgen des Unfalls im Kreiskrankenhaus. 13 Passagiere wurde schwer verletzt. Der schuldige Triebwagenfahrer wurde zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Außerdem erhielt er seine Kündigung.

Eine letzte Sonderfahrt