Gründung von Schenklengsfeld
Die Besiedlung der Landecker Hochebene hat ihren Ausgang an den Quellen des Solzbaches genommen und sich von hier nach und nach auf die benachbarten Höhen ausgebreitet. Ganz natürlich schloss sich in der Folgezeit die aus der Niederlassung der Mönche hervorgegangene Ansiedlung zu einem größeren Gemeinwesen zusammen. So entstand hier der Ort Lengsfeld, wie er in älteren Urkunden genannt wird. Seine Gründung fällt wahrscheinlich in das Ende des 8. Jahrhunderts, denn in einer Urkunde aus dieser Zeit wird bereits ein Ort Lengesfelt genannt.

Sobald die provisorischen Bauten zur Unterkunft für Menschen und Tiere hergestellt waren, durften auch die Gotteshäuser nicht fehlen. So erbauten die Mönche auf einer Anhöhe des Ortes, dem Frauenberg, eine Kapelle, die sie der heiligen Jungfrau weihten und Marienkapelle oder Kirche unserer Lieben Frau nannten. Ihre letzten Reste wurden erst in den 1850er Jahren abgebrochen, nachdem sie bis zu diesem Zeitpunkt zwei Familien als Wohnung gedient haben. Reste menschlicher Gebeine, die beim Ausschachten für Neubauten gefunden wurden, lassen den Schluss zu, dass sich neben der Kapelle ein Friedhof befunden hat. Fragmente der Marienkapelle haben sich übrigens mehrfach an dem Ort erhalten. So steckt in der Kellermauer des Häuschens, das früher von Elisabeth Stöppler bewohnt wurde, und in dem angrenzenden Garten ein Teil der Turmmauer. Ein weiterer Rest der alten Kirchenmauer ist in den Fundamenten von Zills Scheune (Besitzer damals war Valentin Stöppler) vermauert, während andere in den letzten Jahren fortgeräumte Mauerreste der Kapelle in einer Gartenmauer in der blinden Gasse Verwendung gefunden haben.

Höchstwahrscheinlich ist auch das in den 1890er Jahren abgebrochene Kirchmeiers Häuschen ein Teil der Kapelle gewesen, weil die außergewöhnliche Stärke seines Mauerwerks kaum eine andere Erklärung zulässt. Feststellungen dieser Art rechtfertigen den Schluss, dass die Marienkapelle einst einen ziemlich beträchtlichen Raum eingenommen hat. Spuren von nicht unbedeutenden Grundmauern, die man vor längerer Zeit in dem Garten entdeckt hat, rühren ohne Zweifel ebenfalls von den Fundamenten der Kapelle her. Für die weitere Entwickelung des Ortes wurde das Gotteshaus von großer Bedeutung. Da nämlich zu jener Zeit der Marienkult bereits in hohem Ansehen stand, konnte nicht ausbleiben, dass die Kapelle eine immer größere Anziehungskraft auf die Umgebung ausübte und infolgedessen Lengsfeld zum Mittelpunkt der ganzen Gegend wurde.

Noch mehr gewann der Ort, als seine Bewohner den Ritter St. Georg, den Bezwinger des Lindwurmes, zu ihrem Schutzheiligen erhoben und ihm zu Ehren die St. Georg-Kapelle auf dem Friedhof erbauten. In diese Zeit dürfte auch das Anpflanzen der Linde fallen. Die Zerstörung der beiden Kapellen hat übrigens während des 30jährigen Krieges (1618 bis 1648 ) stattgefunden.
Die Bauern unserer Gegend standen in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis, wenn nicht direkt unter dem Stift Hersfeld, so doch unter dessen Lehensträger, ganz vereinzelt das Hörige und Leibeigene, meist als Zinsbauern, Leihbauern oder Grundholden, deren Pachtländereien bei pünktlicher Zinszahlung später in eine Erbpacht übergingen. Das heißt, der Erbpächter erhielt ein gewisses Eigentumsrecht und ein Nutzungsrecht an denselben, die an Dritte veräußert werden konnten. Er war also befugt, die Grundstücke zu verkaufen, musste aber beim Verkauf dem Grundherrn eine festgesetzte Abgabe zahlen. Dieser hatte bei der Veräußerung fast immer das Vorkaufsrecht. Verpfändungen und Teilungen konnten nur mit seiner Zustimmung vorgenommen werden. Auch konnte er bei schlechter Behandlung der Ländereien oder bei längerer Versäumnis der Zinszahlung die Erbpacht aufheben.

Im Wirtschaftsleben des Mittelalters wurde fast alles mit Naturerzeugnissen gezahlt. Also in Roggen, Weizen, Hafer, Gerste, auch in Vieh und Geflügel, Eier, Butter und Käse. Diesen Erzeugnissen gegenüber waren die umlaufenden Geldsorten nur von geringerer Bedeutung. Sie wurden, soweit fremde, oft minderwertige Münze in Frage kam, schon deshalb von den Bauern abgelehnt, weil ihnen Form und Gepräge vielfach unbekannt waren und deshalb verdächtig erschienen. Allgemeine Gültigkeit hatten dagegen die Münzen der Abtei Hersfeld. Von den Kaiserlichen Münzmeistern gestempelte Silberstücke, deren Ausprägung nach dem folgenden Münzfuß stattfand:
1 Pfund= 24 Loth Silber = 20 – 22 Solidi ( Schillinge ) 1 Schilling = 12 Denare. Im Jahre 1350 galten 30 Albus = 20 Schillinge.

Außer dem Zehnten musste der Bauer seinen Lehnsherren weitere Abgaben entrichten und manchmal seine Jagdhunde und Falken füttern und die sogenannten Frondienste leisten. Er bewirtschaftete ihm den Acker, leistete Vorspanndienste, baute Schlösser und Wege. Sämtlich Arbeiten wurden unter Aufsicht eines Beamten, des Meiers, geleistet. Auch die Abgaben wurden von diesem Beamten eingezogen, der als Entgelt für seine Dienste ein freies Besitztum, die sogenannte Meierei, besaß.

Erwähnenswert sind noch verschiedene Wege- und Lagebezeichnungen in Schenklengsfeld. So zum Beispiel Fraukirch, nach der früheren Frauenkirche benannt. Ring, nach dem Bach genannt. Dieser entspringt unter dem Ringberg bei Landershausen und wird in alten Flurkarten auch Röhne und Rihnne genannt. Er bildet mit den anderen beiden Bächen unterhalb Schenklengsfeld die Solz.
Schwarzer Grund, soll von schwarzen Blattern, die früher einmal in diesem Teil des Dorfes geherrscht haben, diese Bezeichnung erhalten haben. Pfarrtor, das Pfarrhaus bildete hier den Abschluss des Dorfes. Katzenrain, ein Spitzname. Lederecke, vielleicht haben hier einmal mehrere Schuhmacher gewohnt. Mansper, Platz in der Nähe des Badbrunnens auf dem 1930 das Schwimmbad gebaut wurde. Die Bezeichnung rührt vermutlich von „Mansbacher Weg“ her. Geisgasse, Weg nach Geisa. Alte Gasse, diese war noch im Jahre 1651 nur ein Wasserlauf und ist erst später bebaut worden, vermutlich hat ein an diesem entlang geführter unsicherer Pfad zu dieser Bezeichnung Anlass gegeben.